Jean Widmer-Steiner

Appareils-Jema-Apparate
Brevets Swiss & étrangers
Courtelary (Suisse)

Bis jetzt sind mir zwei Typen dieser Präzisionstechnik bekannt. Das Apparat Typ I dient zum Auswuchten einer Schraubenunruh, dabei wird senkrecht zur Achse gebohrt. Bei dem Typ II kann man den Unruhreif Axial von der Seite Bohren.

Beide Apparate ersetzen natürlich eine einfache Unruhwaage.

Über Jean Widmer-Steiner ist mir nur sehr wenig bekannt. Im November 1949 meldet er in der USA ein Patent für eine Stoßsicherung an. Deswegen nehme ich an er war in der Schweiz ein Konstrukteur und Unternehmer. So datiere ich die Apparate auch in die fünfziger Jahre.


Typ I

Jean Widmer-Steiner, overall view

Die fertig montierte Unruh wird in den Messarm gelegt. Beim Handpumpen strömt die Lüft aus den verstellbaren Düsen und bringt die Unruh zum Drehen. Wenn die Unruh zum Stillstand kommt, wird die Unwucht zum Vorschein kommen und die schwerere Seite der Unruh verlagert sich durch die Schwerkraft nach unten.

Jean Widmer-Steiner, balance

Wenn man einen Hebel betätigt schaltet sich die Vibrationsvorrichtung ein und das verbessert den Messvorgang.

Jean Widmer-Steiner, balancing

Im nächsten Schritt wird die Schraube im Unruhreif bestimmt die weniger wiegen soll. Danach wird etwas Material ausgebohrt. Der Apparat verfügt über ein Bohrspindel mit einer Spannzange, in die ein Bohrer 0,4 mm gespannt wird. Der Durchmesser des Bohrers ist durch die Brosche begrenzt. Die Bohrtiefe wird auf der Tasteruhr angezeigt. Damit ist genaues ausbalancieren der Unruh möglich.

Jean Widmer-Steiner, setting and adjustment

Das Einstellen und Justierung des Apparats ist sehr vielseitig. So kann z.B. ganz genau die Position des Bohrers zu der Messuhr eingestellt werden. Alle relevanten Teile sind mit Kugel- oder Rubinlager ausgestattet, damit ist der Einfuss der Reibung auf den Messvorgang minimiert. Mithilfe eines Lichtstrahls wird eine schwarze Silhouette der Unruh auf ein kleines Schirm projiziert. Das ist eine interessante Ergänzung zu der Uhrmacherlupe, die man beim Arbeiten auch immer zur Hand haben muss.

Jean Widmer-Steiner, projecting magnifying system of balance

Ich habe das Funktionsprinzip des Apparats selber durchs Probieren nachvollzogen.

Jean Widmer-Steiner, overall view

Es ist logisch, dass vor dem Arbeiten das Apparat genau wie eine einfache Unruhwaage penibelst waagerecht ausgerichtet werden muss. Dafür sind verstellbare Füße vorgesehen. Das Apparat selber besitzt aber keine Wasserwaage.

Jean Widmer-Steiner, spindle

Von diesem Typ konnte ich mir noch zwei Apparate anschauen. Dabei stellte ich fest an welchen Stellen die Apparate modifiziert und verbessert wurden. So ist an einem Apparat etwas früheren Baujahres an einigen Flächen Abrieb aufgetreten. So wurde das durch die Konstrukteure behoben und die Flächen legte man mit Rubinsteinen aus.

Jean Widmer-Steiner, view from below

Sonst sieht man dem Apparat die Jahre in der Fabrik kaum an. Außer vielleicht beim Reinigen, wobei ich große Haufen an Spänen zusammen kehrte. Es ist schwer vorstellbar wie viele Tausend Unruh für diese Menge an Spänen ausgewuchtet sind.

Die meisten Teile sind aus Aluminium oder Messing gearbeitet. Das hat auch einen Grund. So wird der Messvorgang kaum durch die Magnetismus beeinflusst.

Typ II

Jean Widmer-Steiner, overall view

Gleich wie beim Typ I arbeitet man auch hier. Allerdings ist die Vibrationsvorrichtung hier ständig eingeschaltet, sodass man es nicht ausschalten kann.

Jean Widmer-Steiner, overall view

Anstatt zwei gibt es nur eine Luftdüse, die auch kaum verstellbar ist. Auf die Luftpumpe hat man bei diesem Apparat verzichtet, somit braucht man eine Medizinische Birne.

Jean Widmer-Steiner

Das Apparat verfügt über eine Bohrspindel mit einer Uhrmacher 6 mm Spannzange, in die ein Bohrer beliebiger Größe gespannt wird.

Jean Widmer-Steiner

Die Bohrtiefe kann man durch eine Begrenzungsschraube regulieren. Dafür gibt es aber keine Tasteruhr.

Jean Widmer-Steiner

Beim Bohren muss man zwei Hebel betätigen. Beim Ersten wird eine Gegenbrosche an das Unruhreif herangeführt und gleichzeitig schaltet sich der Motor ein. Mit dem zweiten Hebel bohrt man.

Jean Widmer-Steiner

Auch hier muss das Apparat zu der jeweiligen Unruh eingestellt und justiert werden.

Jean Widmer-Steiner

Als Sehhilfe haben sich die Schweizer Konstrukteure hier etwas anderes ausgedacht. Ein Prisma vergrößert die Seitenansicht und stellt es so wie es ist dar. Doch auch hier kann man mit einer Uhrmacherlupe arbeiten. Zur besseren Handhabung kann man die Prisma abbauen.

Jean Widmer-Steiner

Sonst gleichen sich viele Baugruppen dem Apparat des Typ I.

Jean Widmer-Steiner

In die Halterung passt eine Unruhe max. 23 mm Durchmesser. Bei Bedarf und mit etwas Aufwand könnte man aber es versuchen eine 45 mm große Unruhe ein zu legen.

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